Baugrube ausheben
Das Baugrundstück ist vorhanden und dem Hausbau steht nichts mehr im Wege. Damit als Grundlage für das Traumhaus, die Fundamente oder die Bodenplatte bzw. der Keller gebaut werden kann, ist eine Baugrube vonnöten. Die Baugrube ausheben, geht allerdings nicht immer ohne Risiko vonstatten. Mit dem folgenden Artikel möchten wir aufzeigen, worauf beim Ausheben der Baugrube rund um den Hausbau geachtet werden muss.
Inhaltsverzeichnis
Planung und Vorbereitung
Bauherren müssen bereits vor der Baugrube ausheben ein paar wichtige Dinge erledigen. Wir haben uns näher mit den Themen, Vorschriften und Genehmigungen sowie den Aushubarbeiten sowie der entsprechenden Planung befasst.
Baugenehmigung
Bevor der erste Spatenstich für den Bau getätigt werden darf, muss der Bauherr bei der zuständigen Baubehörde eine entsprechende Genehmigung beantragen. Würde der Bauherr die Baugrube ausheben, ohne dass eine solche Genehmigung vorliegt, handeln sie zuwider dem Baurecht, was Konsequenzen nach sich zieht. In Fachkreisen wird eine solche Baumaßnahme als „Schwarzbau“ bzw. als „ungenehmigter Erdanstich“ bezeichnet. Für den Bauherren bedeutet dies, dass ihm ein Bußgeld von bis zu mehreren hundert Euro drohen kann.
Um die Baugenehmigung bei der Baubehörde zu beantragen, ist ein Gutachten von einem Baugrundgutachter nötig. Erst wenn sämtliche Unterlagen der Baubehörde vorliegen, wird diese den Antrag bearbeiten und die gewünschte Baugenehmigung erteilen. Sobald diese vorliegt, kann mit den Erdarbeiten begonnen werden.
Bestimmung des Grubenumfangs und der Tiefe
Um den Grubenumfang sowie die Tiefe der Baugrube zu bestimmen, muss ein entsprechender Plan vorliegen. Dies bedeutet, dass im ersten Schritt die exakte Größe der Fläche ermittelt werden muss, die später ausgehoben wird. Des Weiteren müssen die dazu benötigten Baumaschinen und Geräte, wie zum Beispiel ein Bagger, organisiert werden.
Die Berechnung der Aushubmenge erfolgt mit der folgenden Formel:
Länge x Breite x Tiefe = Kubikmeter Erde
Dabei ist es wichtig, dass beim Baugrubenaushub auf eine mögliche Böschungsneigung geachtet wird. Diese wird vom ermittelten Erdaushub abgezogen. Dies bedeutet, wenn der rechnerische Erdaushub bei 50 m³ liegt und der Böschungswinkel 10 % beträgt, müssen 5 m³ abgezogen werden (50 m³ – 10 % = 45 m³).
Sicherheitsüberlegungen und Vorschriften
Laien denken oft, was sollte schon bei den Erdarbeiten passieren. Doch dies ist ein Trugschluss, denn es kann durchaus das eine oder andere Risiko drohen, welches bereits im Vorfeld vermieden werden sollte.
Beim Ausheben der Baugrube muss auf folgende Risiken und Vorschriften geachtet werden:
Grubenwände können einstürzen
Es kann sich Schichtenwasser in der Grube bilden, wenn die Baugrube geflutet wurde
Standsicherheit der Grubenwände kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden
Werden Stromleitungen unter der Erde beschädigt, ist ein Stromschlag nicht ausgeschlossen
Boden lockert sich durch das Ausheben, sodass Personen in die Baugrube stürzen können
Staub und Schmutz können zu Atemproblemen führen. Es muss immer auf entsprechende Sicherheitsausrüstung geachtet werden
Sicherheitsmaßnahmen für Baugrubenaushebungen
Um die Risiken beim Ausheben einer Baugrube zu minimieren und gleichzeitig die Grube abzusichern, müssen die Vorgaben der DIN 4124 beachtet werden. Dies bedeutet, dass rund um die Baugrube ein Schutzstreifen von mindestens 60 cm eingehalten werden muss. Der Schutzstreifen darf dabei weder von Aushubmaterial noch von anderen Hindernissen bedeckt sein. Ist die Baugrube tiefer als 1,25 m müssen geeignete Zugangswege angelegt werden. Für die nötigen Absturzsicherungen müssen Geländer, Ketten oder Seile vorhanden sein.
Die wohl wichtigste Sicherheitsmaßnahme beim Ausheben der Baugrube ist das Abböschen. Dadurch kann das Einstürzen der Grubenwände verhindert werden. Was hierbei zu beachten ist, kann ebenfalls in der DIN 4124 nachgelesen werden.
Sind die Böschungen mehr als 5 m hoch, muss ein Standsicherheitsnachweis gemäß DIN 4124 erbracht werden. Gleiches gilt auch, wenn Fahrzeuge mit mehr als 12 t Gewicht näher als 1 m zur Baugrube fahren. Der entsprechende Nachweis muss von einer fachlich geeigneten Person erbracht werden.
Wie verläuft der Baugrubenaushub?
Wir haben uns den Ablauf beim Aushub genauer angeschaut.
Bodenabtrag
In der Regel werden 20 cm vom Mutterboden abgetragen. Der Abtrag des gut abgetrockneten Bodens sollte nach Möglichkeit bei trockenem Wetter erfolgen. Laut DIN 19731 muss beim Abtragen von Boden der Feuchtezustand beachtet werden. Gemäß der DIN muss bei feuchter Witterung oder nach langen Regenfällen der Oberboden ausreichend abtrocknen, bevor der Aushub erfolgen darf. Zusätzlich muss der Oberboden laut § 202 Baugesetzbuch (BauGB) in einem nutzbaren Zustand gehalten werden. Er darf weder vernichtet noch anderweitig vergeudet werden. Dies ist nötig, da Mutterboden Humus enthält und später wieder zum Anpflanzen verwendet werden kann.
Trocken- oder Nassaushebung
Sollte die Baugrube nach dem Aushub nass sein, dann müssen große Mengen an Wasser abgepumpt werden. Die Arten von Wasser können dabei unterschiedlich sein. Es wird unterschieden zwischen
Oberflächenwasser durch Niederschläge
Schichtwasser
Grundwasser
Abtransport und Lagerung des Aushubmaterials
Der Aushub kann während des Bauvorhabens verschiedentlich verwendet werden. Zum einen dient er zur Arbeitsraumverfüllung und zum anderen kann der wertvolle Oberboden für die Gartengestaltung genutzt werden. Aus diesem Grund sollte das Aushubmaterial auf dem Grundstück gelagert werden, sofern ausreichend Platz vorhanden ist.
Nicht benötigtes Aushubmaterial muss abtransportiert und entsorgt werden. Wird dies in Eigenregie übernommen, ist es meistens wesentlich teurer, als wenn das Bauunternehmen den Aushub entsorgt. Entsprechend der Bodenbeschaffenheit und der Bodenklasse muss mit Kosten von rund 15 Euro pro Kubikmeter gerechnet werden. Für einen kontaminierten Boden mit Bauschutt, Holzresten oder Fremdstoffen fallen die Kosten deutlich höher aus.
Überwachung der Baugrundstabilität
Wichtig für die Baugrundstabilität ist die Tragfähigkeit des Erdreichs. Dies bedeutet, dass der Baugrund die Lasten aus dem Bauwerk aufnehmen muss, ohne dass es dabei zu Setzungen oder zu frostbedingten Hebungen kommt. Die Stabilität des Baugrunds wird dabei hauptsächlich von den Bodenarten und den Bodenklassen bestimmt. Aus diesem Grund muss vor jedem Bauvorhaben der Boden im Rahmen einer Baugrunduntersuchung bestimmt werden. Kein Baugrund gleicht dem anderen – selbst auf einem Grundstück kann der Boden unterschiedlich sein.
Bei ungenügender Baugrundstabilität muss eine Bodenverbesserung durchgeführt werden. Dies kann in Form von Bodenaustausch, Bodenverdichtung oder Bodenverfestigung erfolgen.
Abschluss und Vorbereitung für die Bauarbeiten
Sofern alle erwähnten Sicherheitsmaßnahmen getroffen und die Vorbereitungen entsprechend erledigt wurden, kann mit dem Aushub der Baugrube begonnen werden.
Darf ich die Baugrube selbst ausheben?
Bauherren, die Kosten sparen wollen, können die Baugrube auch in Eigenleistung ausheben. Die Risiken dürfen dabei auf keinen Fall unterschätzt werden, denn als Laie sind solche nicht immer sofort zu erkennen. Die Baugrube muss in jedem Fall fachgerecht abgesichert werden, denn für Schäden oder Unfälle haftet in jedem Fall der Bauherr. Im schlimmsten Fall kann dies die Kosten in Höhe treiben und von der Ersparnis bleibt nichts mehr. Des Weiteren sind die Kosten für die Bodenentsorgung und den Abtransport in der Regel höher, als wenn ein Bauunternehmen dies übernimmt.
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass das Ausheben der Baugrube in Eigenleistung sich nur lohnt, wenn die Bodenbeschaffenheit entsprechend ist und auch entsprechendes Gerät vorhanden ist. Ansonsten können die Kosten, nicht zuletzt durch die Bodenentsorgung, leicht explodieren.
Fazit
Wird die Baugrube durch eine Firma ausgehoben, hat dies natürlich seinen Preis. Bauherren, die über ausreichend Kenntnisse und passendes Gerät verfügen, können die Baugrube auch selbst ausheben. Wichtig dabei ist die Bodenbeschaffenheit. Um Risiken rund um das Ausheben zu minimieren, sollte immer ein Fachmann zurate gezogen werden. Dieser kann Gefahren und Risiken oft schon im Vorfeld erkennen und weiß, wie solche zu vermeiden sind.